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13. Etappe Celle di Macra – Lòttulo
Die ersten werden auch die letzten sein

Die Truppe
Heute heißt es Abschied nehmen. Nach dem letzten gemeinsamen Frühstück in der „Osteria delle Alpi“ noch ein ultimatives Gruppenfoto vor dem PT.
Ab der Piazza Kennedy trennen sich unsere Wege. Da waren’s nur noch vier! Wir beschließen, statt querwegein gemütlich auf einem breiten Fahrweg zu wandern. Die letzten Höhenmeter bewältigen wir in nicht enden wollenden Serpentinen durch dichten Buchenwald und entsprechend rutschigem, weil blättrigem, Untergrund. Gegen Mittag kommen wir - einige Höhenmeter tiefer – unten in Lóttulo an. Unser erstes Ziel heute ist die Trattoria „La Canonica“, - ein Glas gut gekühlten Arneis, dazu etwas pane mit prosciutto und salame – darauf freuen wir uns seit der letzten Wanderstunde. Doch leider erleben wir eine derbe eine Enttäuschung: Man will uns dort nicht bewirten! Wir hätten reservieren müssen, wird uns gesagt. Dabei sind genügend Tische im Garten unbesetzt. Auf meinen Hinweis, wir wollten doch nur Brot und Schinken, antwortet die Kellnerin kurz, sie hätten kein Brot mehr. Schon bereuen wir es, wieder im Tal zu sein. Es scheint eher, dass unsere nicht angepasste und etwas derbe Erscheinung, mit den großen Rucksäcken auf dem Buckel und den Wandergloben an den Füßen, der wirkliche Grund für die Ablehnung ist. Einen halben Liter Weißwein und ein Wasser lang ruhen wir uns im Garten des Lokals aus – neugierig beäugt von den sonntäglich rausgeputzten Gästen an den übrigen Tischen, dann brechen wir auf. Das Sherpataxi bringt uns zurück nach Dronero.

Eine kurze Stippvisite in unseren Zimmern in der „Albergo Cavallo Bianco“ und schon finden wir uns in den Gassen von Dronero wieder. Es ist Sonntagnachmittag und es herrscht ein reges Treiben im Städtchen. Wir schließen uns dem an und schlendern zum wiederholten Mal durch die Altstadt. Heute ist Kunstmarkt: Das bunte Publikum entspricht der Vielfalt der ausgestellten Werke. Vom grellen Kitsch über die üblichen Landschaftsbilder bis zum Obst-Stillleben ist jedes Genre vertreten. Da sitzen wir doch lieber in der Bar an der Piazza und beobachten das reale Leben. Vor noch nicht allzu langer Zeit saßen wir schon mal am frühen Abend hier zu viert beim Apéro. Damals in banger Erwartung der nicht eintreffen wollenden MitwanderInnen. Heute sind wir relaxter. Beim Abendessen im Cavallo Bianco treffen wir auf zwei Pärchen und eine Alleinwanderin. Beide haben dasselbe hellblaue Buch neben sich auf dem Tisch liegen und sind daher leicht identifizierbar. Wir beantworten viele bange Fragen, geben Tipps – heute sind wir mal die Erfahrenen. Der kühle Roséewein mundet und wir lassen den Tag draußen vor dem Hotel ausklingen.

„Bleibt bloß, wo ihr seid“, warnt Elvi über Handy „hier regnet es seit Wochen und es ist saukalt!“ Zum Glück haben wir noch einen Schontag. Morgen fahren wir erst mal nach Cuneo, von dort nach Turin und dann weiter nach Mailand ...



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karin@simon-schellhaas.de